Historisches
Der Name Dedenborn wird nachweisbar erstmalig 1557 erwähnt (Erstbezeugung 1557/58 Dietenborn; und 1560/61 der Dedenbor; als Beiname in einem Personennamen 1560/61 Vaiß uff dem Diedenborn).
Die Anfänge von Dedenborn (1557/58) mit seinen unabhängig voneinander entstandenen Ortsteilen Rauchenauel (1549/50) und Seifenauel (1564/65) fallen in die jüngere Siedlungsphase des Monschauer Landes von der Mitte des 15. Jahrhunderts, als auch die größeren Täler aufgesiedelt wurden.
Während aber die meisten dieser Siedlungen ihre Entstehung gewerblichen Zwecken und Mühlenwerken verdanken, sind die drei Ortsteile landwirtschaftliche Gründungen. Da die Ortsnamen unter den Mühlenzwängen des Landrechts von 1516 nicht auftauchen und seit ca. 1500 eine geordnete schriftliche Verwaltungsführung bestand, ist anzunehmen, dass die Siedlungen nicht lange vor der ersten schriftlichen Erwähnung entstanden sind.
Der Ort verdankt seinen Namen einer markanten Quelle (mundartlich: Bú-er = Born »sprudelnde, fließende Quelle«. Das Wort ist etymologisch identisch mit Brunnen, doch unterscheidet man in der regionalen Mundart in fließendes Quellwasser und stehendes Wasser aus einem gegrabenen, künstlichen Brunnen (mundartlich: Pötz). Das Bestimmungswort ist eine Kurzform aus einem zweigliedrigen Personennamen vom Typus Diet-rich, Diet-helm o.ä.. Der namengebende Born dürfte auf die Flurstelle Kell zu beziehen sein, die ständig Wasser führt.
Die Besiedlung ist wohl aus dem Raum Simmerath-Kesternich durch das Tiefenbachtal her erfolgt; dorthin bestand die erste Wegverbindung. Eine neue Orientierung des Ortes hat sich durch den Straßenausbau ergeben: Im 19. Jahrhundert erhielt Dedenborn Anschluss an die Chaussee Simmerath – Gemünd über eine Abzweigung unterhalb der »Schönen Aussicht«, erst 1939 folgte im Zuge der Westwallarbeiten der Straßenbau ruraufwärts nach Hammer und Grünenthal (heute L 106 bzw. K 21, Fertigstellung in den 50er Jahren). Der Ausbau der Verkehrswege war entscheidend für den Strukturwandel zu einem modernen Fremdenverkehrsort.
In kommunaler Hinsicht brachte die preußische Neuordnung 1816 zunächst eine eigenartige Konstruktion, indem Dedenborn mit Hechelscheid und Woffelsbach einerseits, andererseits Ru(h)rberg und Pleushütte jeweils eine Bürgermeisterei bildeten. Sie wurden 1836 zur Bürgermeisterei Ru(h)rberg zusammengelegt. Als Teil der Gemeinde Ru(h)rberg kam Dedenborn 1936 zum Amt Kesternich und wurde 1972 schließlich Teil der Gemeinde Simmerath, was in gewisser Weise wieder an die Pfarrorganisation des 18. Jahrhunderts anschließt.
Sonstiges
Es gibt 19 denkmalgeschützte alte Bauernhäuser und Naturdenkmäler in Dedenborn, deren Erhalt und Pflege den Bewohner wie auch dem Ortskartell ein stetiges Anliegen ist. Dafür wird ein Vielfaches an Eigenleistung und Eigeninitiative von der Bevölkerung und den Helfern erbracht.
Leider findet man die für die Nordeifel sehr typischen Rotbuchenhecken nur mehr selten vor, da diese in den Nachkriegsjahren und dem damit verbundenen Neuaufbau des Ortes vielerorts weichen mussten. Den eindruckvollsten Baum, eine Linde aus dem 17. Jahrhundert (ca. 350 – 400 Jahre alt) kann man an der Kirche auf dem »Pfarrer-Engels-Platz« bewundern.
Der neue Friedhof wurde 2002 eindrucksvoll in die Landschaft und das Ortsbild eingebettet. Im Oberdorf in der Waldstraße, gibt es auf der Zuwegung zur Grillhütte einen großen zentralen Spielplatz mit zusätzlichen Hinweistafeln über heimische Wild- und Pflanzenarten. Dem Spielplatz angegliedert ist eine Spiel- und Bolzwiese.
Drei Bäche (Brommersbach, Brombach, Tiefenbach) aus den Nebentäler der Rur, deren Bachläufe wegen der dort anzutreffenden Biotope zum Naturschutzgebiet erklärt wurden, münden nahe Dedenborn in der Rur.
Etwas abseits von Dedenborn liegt die unter Denkmalschutz stehende ehemalige Ölmühle im Tiefenbachtal zwischen Dedenborn und Kesternich. Hier wurde vornehmlich aus Bucheckern Öl für Lampen herausgepresst. Die Anlage besteht aus dem 3-geschossigen Wohnhaus aus dem 17. Jahrhundert (Bruchstein) mit links anschließendem 2-geschossigen Anbau. Vor dem Haus steht ein hölzernes Kruzifix aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Vom Haus, in dem das Mahlwerk untergebracht war, sind nur noch die Grundmauern erhalten. Gegenüber dem Wohnhaus steht ein kleines Bruchsteinhaus als einzig erhaltener Rest eines größeren Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert.
Die »Schöne Aussicht« ist ein historischer Aussichtspunkt hoch über dem Südende des Obersees zwischen Dedenborn und Einruhr. Landrat Bernhard Freiherr von Scheibler, der Friedrich Wilhelm IV. bei seinem Besuch im Monschauer Land begleitet hatte, errichtete dort 1887 ein steinernes Kreuz, das seither mehrfach erneuert wurde. Nur der Sockel, der das Familienwappen des Landrats trägt, ist noch der ursprüngliche. Der Blick von hier in Richtung Dedenborn ist wohl einmalig und wurde in jüngerer Zeit zum »Eifelblick« erkoren.
Einen weiteren Aussichtspunkt auf den schönen Rurtalort findet man auf dem »Spicher«, einer Felsnase oberhalb der Rur von der Waldstraße und aus Rauchenauel gut erreichbar. Hier errichteten Jungmänner aus Dedenborn zum Dank für ihre heile Rückkehr aus dem 2. Weltkrieg, 1954 das große »Weiße Kreuz«. Nicht weit von diesem Kreuz erbaute der Verkehrsverein Dedenborn, 1976 die damals erste Grillhütte dieser Art im Monschauer Land. Etwas südlicher trifft man auf den Waldlehrpfad am Rundwanderweg zwischen Dedenborn und Einruhr.
ENTWICKLUNG
Dedenborn ist eher ein lang gezogenes Straßendorf mit wenigen Seitenstraßen. Allein die L 106 vom Ortsanfang in Seifenauel, über Rauchenauel, der Hammerstr. bis zum Ortsausgang zieht sich über mehr als 3 km, zunächst ins Rurtal und dann wieder über viele Kehren hinauf auf die Höhe.
Dennoch besteht eine lockere Bauweise die typisch ist für fast alle Nordeifeldörfer. Oftmals ist da wo die Bebauung relativ dicht ist, eine starke Verflechtung zwischen öffentlichen Straßenraum und privaten Freiflächen und der umgebenden Landschaft entstanden. Andererseits wiederum sind beispielsweise zwischen Seifenauel und Rauchenauel, wie auch von dort hinauf ins Oberdorf, viele Flächen Brachland welche durch felsiges Gelände und natürlichem Wildwuchs gekennzeichnet sind.
Nachdem jahrelang kein Neubaugebiet geplant wurde, sind nach der Fertigstellung der Kanalisation im Jahre 2005 in der Straße »Auf den Feldern« ca. 20 Baustellen als Verbindung zwischen Rauchenauel und der Hammerstraße erschlossen worden. Ausreichend weitere Baugrundstücke befinden sich in Privateigentum. Ein Flächennutzungsplan ist erst kürzlich in 2010 neu erstellt worden.
Durch die Entstehung des Nationalparks Eifel profitiert auch Dedenborn vom aufstrebenden Wander- und Fahrradtourismus. Der Ort liegt am Premiumwanderweg »Eifelsteig« und am »Wildnistrail« und ist Etappenort des »Matthiasweg« von Aachen nach Trier. Zudem streifen zahlreiche regionale Wanderwege wie die »Heckenlandroute« von Eicherscheid aus kommend unseren Rurtaldorf. Von der Rursee Touristik GmbH wurde ein Dorfrundgang von 2,3 km Länge angelegt (siehe Dorfrundgang). Der überregionale und viel genutzte »Rurufer-Radweg« führt ebenso durch Dedenborn.
DORFRUNDGANG
auf dem Pfarrer-Engels-Platz neben der Kirche Rundganglänge:
ca. 2,3 Kilometer, auf Fahrstraße und geteerten Wegen, bis auf den kurzen Abstecher über den unbefestigten Pfad zum »Spicher« geeignet für Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer Wanderzeit:
ca. 1,2 Stunden Höhenunterschied:
72 Meter, ein leichter Anstieg
Gleich neben dem Pfarrer-Engels-Platz stehen wir vor dem ersten Höhepunkt unserer Wanderung. Die rund 400 Jahre alte Linde und die dem hl. Erzengel Michael geweihte Pfarrkirche scheinen zu einer Einheit zu verschmelzen. Die Grundsteinlegung für das Gotteshaus erfolgte 1717. Aus dieser Zeit stammt auch ein Teil der steinernen Grabkreuze auf dem ehemaligen Friedhof im Schatten des Kirchturmes. Die gelungene Erweiterung der Kirche wurde 1973 abgeschlossen. Im Innenraum des Altbaues fallen gleich die bunten, hölzernen Kreuzwegstationen auf. Die ausdrucksstarken Halbplastiken entstanden Ende des 17. Jahrhunderts und sind das Werk eines einheimischen Künstlers. Zur frühesten Ausstattung zählen außerdem der Taufstein von 1721 und das Kreuz von 1789. Die bunten, von dem in Hammer lebenden Künstler Erich Charlier 1991 gefertigten Glasfenster erzeugen vor allem bei Sonnenschein eine feierliche Atmosphäre.
Wir folgen nun der Hammerstraße abwärts. Unser Weg führt vorbei an den Häuschen des zwischen 1857 und 1863 errichteten Kreuzweges. Einige der alten Gipsplastiken sind noch erhalten, andere wurden aus Ton neu gefertigt. Vor dem Restaurant »Haus Rurblick« biegen wir in einen Feldweg ein. Wir lassen uns auf einer der zahlreichen Ruhebänke nieder und genießen für einige Augenblicke die herrliche Landschaft.
Am Waldrand, wo sich der Weg teilt, führt ein Pfad nach links. Der kurze Abstecher, den wir hier machen wollen, lohnt sich! Wir gelangen in einen idyllischen Eichenwald, der sich über die seitlich steil abfallenden Hänge zur Rur hin erstreckt. Nach etwa 100 Metern treten wir wieder ins Freie. Wir befinden uns auf einer Felsnase, dem »Spicher«. Links von uns erhebt sich das große, 1954 errichtete »Weiße Kreuz«. Besonders dann, wenn die Bäume ihr Laub abgeworfen haben, können wir von hier nicht nur den herrlichen Blick auf die Wiesen und Wälder um Seifenauel, sondern auch auf das tief unter uns liegende Rurtal genießen. Bereits auf dem Hinweg haben wir kurz unterhalb des Pfades die Schutz- und Grillhütte ausgemacht. Sie bietet sich für eine längere Rast geradezu an. Der in westlicher Richtung verlaufende, leicht ansteigende Weg führt uns nach Dedenborn zurück. Immer wieder sind wir von dem herrlichen Blick auf den Ort und die Landschaft fasziniert. Von diesem Teilstück unserer Wanderung aus ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten, auf kürzeren oder längeren Touren die Natur am Rand des Nationalparks Eifel zu durchstreifen. Für die kleinen Wanderer, die immer noch jede Menge Energie haben, bietet der am Ortsrand gelegene Spielplatz die Möglichkeit, nach Herzenslust herumzutoben.
Nachdem wir ein kurzes Stück der Waldstraße gefolgt sind, treffen wir wieder auf die Hammerstraße. Doch noch geht es nicht zurück, denn auf uns wartet eine in Deutschland einmalige Laune der Natur. Am Ortsende erhebt sich rechts von der Straße ein Felsen mit eigenartigen Wölbungen. Es ist eine so genannte Mullion-Struktur. Sie besteht aus der Zerlegung einer Grauwacken-Bank in parallele Wülste. Entstanden ist die Verformung durch den Gebirgsdruck. Von hier aus folgen wir nun der Straße durch den Ort. Sie führt uns, vorbei an einigen beachtenswerten alten Häusern, zum Ausgangspunkt zurück.